gerhard rossmann

Sarg 1

 

Uellendahler Str. 81

 

Das jenseitige Tal

Mutet dieses „jenseitige“ Tal nicht wie ein diesseitiges an? Wirkt der dargestellte Landschaftsausschnitt nicht idyllisch, vielleicht sogar paradiesisch? Könnte der biblische Garten Eden mit Adam und Eva so ausgesehen haben?  Die Jenseitsvorstellungen gläubiger Menschen werden von idealisierten Diesseitswünschen geprägt. Reale Gartenanlagen und Landschaftsidyllen dienen als Vorlagen für das jenseitige Paradies. Während der Islam sein Jenseits besonders luxuriös mit Goldgeschirr, edlen Gewändern und opulenten Speisen ausstattet, bieten das Christen- und Judentum eine vergleichsweise nüchterne, gleichnishafte Vision ohne Details. Der Sarg „Das jenseitige Tal“ bezieht in der Tradition der christlichen Krippe mit Mitteln des Modellbaus Stellung. Erinnerungen an die Kindheit mit Spielzeugeisenbahn treffen auf das Heute und die eigene Sterblichkeit. Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2012 zufolge glauben in Deutschland zwei Drittel der Menschen an ein Leben nach dem Tod. Interessanterweise sind es vor allem die Jüngeren unter dreißig, die in diesem Glauben sicherer sind als die Älteren.

Sarg 2

 

Schützenstr./Leimbacher Str.

(neben dem Spielsalon

THE GOLDEN SEVEN!)

Der Hang zum Ausstieg aus der profanen Welt (Goldenes Skelett)
Würde man die weltweit 177 200 Tonnen jemals geförderten Goldes (2013) auf jeden der über 7,6 Milliarden Erdenbürger verteilen, entfielen auf jeden Menschen 23 Gramm. Diese Menge entspricht der Blattgoldauflage im ausgestellten Skelett. Das Skelett stammt von einem in den 1910er-Jahren verstorbenen Mann. Es wurde früher zu Lehrzwecken genutzt. Bei Ikonen symbolisiert das für den Bildhintergrund eingesetzte hochkarätige Blattgold „das Fenster zur Ewigkeit“. Das langlebigste Materielle am Menschen und das Fenster zu seiner historischen Existenz sind seine Knochen. Mit den Beinhäusern des 16. bis 19. Jahrhunderts haben vornehmlich Katholiken einzigartige Werke der morbiden Eleganz hinterlassen. Diese Zeugnisse des Andenkens waren einst Teil eines Dialoges mit dem Tod. Heute haben Beinhäuser eher den Ruch des Peinlichen. Ganz anderen Stellenwert haben  Jahrmillionen alte menschliche Skelettfunde. Sie bekommen von der Forschung sogar wieder neue Namen, wie die 4,4 Millionen alte Ardi oder die 3,5 Millionen alte Lucy aus Afrika. Dieser wissenschaftliche, profane Dialog lässt die Menschen Anteil nehmen an der eigenen Urgeschichte.

Sarg 3

 

 

Oststr. 41

Die Himmelfahrt (Hubschrauberlandeplatz)
Wo kann Gott nur sein, wenn er nicht auf der Erde ist? Jesus ist gar von den Toten auferstanden, um ganz oben zur Rechten Gottes zu sitzen, und Mohammed reiste mit seinem wundersamen Reittier Buraq in den Himmel. Islamische Theologen streiten sich, ob die nächtliche Reise im wachen Zustand und real oder im Schlaf nur im Geiste stattgefunden hat. Inzwischen wissen wir durch die Wissenschaft, wie unendlich groß der Himmel über der Erde ist. Entfernungen von 13,8 Jahrmilliarden Lichtjahre können von der Erde beobachtet werden. Da muss sich der sterbliche Erdenbürger natürlich zeitgemäße Gedanken über den Transport in den Himmel machen. Das weitest entfernte Objekt aus  Menschenhand ist die 1977 gestartete amerikanische Raumsonde Voyager 1. Sie sendet nach wie vor Signale aus einer Entfernung von 0,0022 Lichtjahren (140-fache Entfernung Erde-Sonne). 

Sarg 6

 

Uellendahler Str. 256/

Leipziger Str.

 

Der Überlebenssarg
Taphephobie, die Angst, lebendig begraben zu werden, ist nicht nur eine Form der Phobie, sondern hat auch einen realen historischen Hintergrund: In früherer Zeit kam es durchaus vor, dass Menschen für tot gehalten wurden, obwohl sie noch lebten. Diese Scheintoten wurden begraben und kamen erst im Sarg tief unter der Erde wieder zu sich. Sie erstickten qualvoll. Dass jemand lebendig begraben worden war, erkannte man meist erst nach einer Umbettung, wenn das Skelett in einer verdrehten Position im Sarg lag oder Kratzspuren auf der Innenseite des Sarges sichtbar waren. Noch in den 1960er-Jahren gab es Scheintodesfälle in Europa und den USA. Einige technische Hilfsmittel wurden in der Vergangenheit erdacht, um dieser Situation zu entkommen, etwa eine Schnur, mit der der Scheintote eine Glocke am Grab auslösen oder eine Signalfahne entfalten konnte. Sogar Särge mit einem Luftvorrat sind konstruiert worden.

gerhard rossmann

Sieben Särge  
Es gibt einen Tod nach dem Leben
Die letzte Behausung des Menschen ist ein kleiner Raum aus Kiefern-, Fichten-, oder Eichenbrettern: keine Tür, kein Fenster; ein Raum zum Gehen, zum Verwesen, zum Für-immer-weg-Sein.
Nach langjähriger verlegerischer Tätigkeit als Geschäftsführer der Wupper Nachrichten und Herausgeber des Heinz-Magazins hat Gerhard Rossmann 2014 angefangen, sich mit diesem Raum zu befassen. Er schuf Särge ohne Leichen, aber mit Inhalten, kleinere Stücke, sowie Modelle von originaler Größe. Darin finden sich Fragen, Antworten und Vages: Aussagen über unser Verhältnis zum Sterben, zu Tod und Glauben, zum Leben. Es geht um Politik und Gesellschaft, Macht und Machtlosigkeit, um unsere Vorstellungen vom Jenseits.
Nach Ausstellungen in Wuppertal, Duisburg, im Archäologischen Museum Burg Linn in Krefeld, in den Historischen Felsengängen der Stadt Nürnberg und auf der Messe Leben und Tod in Bremen kehren zwei Erdmöbel in Plakatgestalt nach Wuppertal zurück.  
"Ich werde irgendwann tot sein. Wie lange werde ich tot sein, ewig oder bis zum Ewigen Leben? Ewiges Leben oder Ewiger Tod?"
Gerhard Rossmann, Lebensbeginn: 19.01.1951 in Nürnberg, Lebensende: xx.xx.20xx in x