juliane steinbach

 Laubsägefisch

Illustration zu einem Gedicht von

Falk Andreas Funke
2-farbiger Holzschnitt
30 x 42 cm

März 2020

 

 

Bahnstr./Düsseldorfer Str.

 


Laubsägefisch

Einmal habe ich den Schattenriss einer Koralle
aus einer Zigarrenkiste geschnitten und ein Seepferdchen
das so echt aussah, als schwämme es gleich davon
Ich bin Künstler – meine Seele wird weit wie die Leinwand der See
wenn ich dem Material eine neue, eigene Form verleihe
Gelingt es, ist es das Größte und das Größte ist alles
Hört Ihr, wie mein Sägeblatt singt?
Doch auf der Arbeit werfen sie mir Bretter hin
die so dick sind, dass nicht mal ein Schwertfisch sie bohren könnte
oder ein Narwal mit seinem gedrehten Horn
Der Hammerhai, der hier das Sagen hat, droht schon mit seinem breiten Kopf
dabei wird erzählt, dass er selbst heimlich das Goldschmiedehandwerk betreibt
allerdings seien seine Colliers plump wie rostige Ankerketten
Ich würde Korallenstädte und Seepflanzenwälder ersägen, wenn man mich ließe
Zigarrenkisten und leichtes Treibholz schwimmen genug herum
Ich bräuchte nur, was man Laubsägefischen leider nicht gibt
die  Freiheit der Meere und die kostbare Währung der Zeit
Schon wieder ein Brett, dick wie ein Pottwal und hart wie Tiefseegrabengranit
Also Leute, ich muss dann mal wieder; war nett von Euch
mir so lange zuzuhören – und danke für das Furnier
Daraus mach ich noch was Besonderes
trotz allem, Ihr werdet schon sehen

Falk Andreas Funke

juliane steinbach

lernte Schriftsetzerin und studierte danach Visuelle Kommunikation an der Werkkunstschule Wuppertal.
Seit 1980 freiberuflich tätig als Grafikerin, Illustratorin und Malerin.
Teilnahme an Gruppenausstellungen und Einzelausstellungen.
Im Bereich Buchillustration hat sie u. a. Arbeiten für Jahresgaben und Gedichtbände namhafter Autoren des Peter Hammer Verlages angefertigt.
Juliane Steinbach lebt und arbeitet in Wuppertal.