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birgit-pardun-kunst.jimdofree.com

Spielen! Puzzles z.B. hatten in Corona-Lockdown-Zeiten Hochkonjunktur. Puzzeln ist ordnen, strukturieren. Das befriedigende, pappige Klick, wenn ein Stück passt. Puzzeln macht glücklich. Puzzeln entspannt. Puzzeln ist Meditation. Puzzeln ist sinnlos. Puzzeln ist systemrelevant. Puzzeln wird vllt später für einige Menschen zum Synonym für Corona. Man hat doch irgendetwas geschafft in dieser Zeit. Und wenn man es dann geschafft hat, wirft man alle Teile wieder in die Tüte, die in den Karton, der dann im Schrank verschwindet. Puzzeln ist ein wirklich spannendes Phänomen.

Muss das wirklich? Um wessen Sicherheit geht es denn? Inwieweit übernehmen wir selbst Verantwortung oder geben sie aus der Hand? Wer sind denn die? Die Politiker, die anderen, die Bösen, die Guten.... die, die was tun? Und wer sind eigentlich die, die bestimmen? Warum dürfen die überhaupt bestimmen?

madbaddreams entstand als erstes Bild während meiner mehrwöchigen Residency im ArToll e.V. Kunstverein in Bedburg-Hau im Winter 2019/2020. Das Besondere an diesem Ort u.a. ist, dass das Haus der Kunstvereins auf dem riesigen Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau, einer Einrichtung  zur Behandlung, Betreuung und Pflege psychisch und neurologisch erkrankter Menschen, steht. Viele der Gebäude werden mittlerweise anderweitig genutzt, aber ein Teil der Gebäude unterliegt dem normalen Klinikbetrieb. Die meisten Klinik-Gebäude sind von ca. 6 Meter hohen Zäunen umgeben, am oberen Rand gesichert mit Natodraht. Die Fenster sind vergittert. An vielen Stellen sind Kameras und Alarmanlagen installiert. Zunächst fühlte ich mich dort fremd und war verunsichert. Auf meinen Spaziergängen traf ich immer wieder kleinere Menschengruppen und ich fragte mich: Sind das Pfleger beim Mittagsspaziergang, sind das Freigänger? Wer ist hier bekloppt... die oder ich? Was macht eine psychische Störung pathologisch?

Immer schon haben mich diese Fragen bewegt – besonders in der Kunst psychisch kranker Menschen finde ich große Inspiration. Diese Werke haben eine so starke und unmittelbare, dabei oft einfache und unverstellte Sprache, die mich zutiefst beeindruckt. Die Bilder sind oft sehr stark, auch naiv, aggressiv, sie zeigen ganz unmittelbar starke Emotionen. Auch Kinder verfügen über diese besonderen Fähigkeiten sich so auszudrücken. Wir als erwachsene, erfahrene und (aus-)gebildete Künstler-Menschen haben diese Fähigkeiten verloren und es ist und bleibt hochspannend, immer wieder auf die Suche nach dieser elementaren Ausdruckskraft im eigenen Schaffen zu gehen.

Die Arbeit gehört zu einem in 2018 entstandenen Bilderzyklus  »'weltwundern' – eine Reihe großformatiger Bilder auf LKW-Planen, die im mitten im Wald im Rahmen des Mittsommerfestivals von Musik auf dem Cronenberg ausgestellt wurden. Der Gestaltung der Bilder ging folgende Wort/Text-Assoziation voraus:

MANN FRAU GLEICH MENSCH UNGERECHTIGKEIT REICH ARM ARME REICHE ICH BIN VIELE HELP ME TOO! DIE ANDEREN SIND AUF JEDEN FALL SCHULD DIESEL FLEISCH VEGAN  TIERTEILE TIERE TEILEN GEWALT IDEOLOGIE MENSCH SEIN INTERESSIERT DOCH KAUM NOCH JEMANDEN DIE POLITIK IST SCHULD DIE POLITIK TUT JA NICHTS NICHT ZU KURZ ZIELEN, DA IST DIE ZUKUNFT FÜR EINE MACHT VOLLER SELIGKEIT NEUE RECHTE – ALTE RECHTE MENSCHEN – RECHTE ENTWICKLUNGSSCHMERZ FRÜHER WAREN DIE STÜRME KÜRZER– IST DAS IMMER NOCH EBERHARD? DIE SPRACHE IST MITLEIDLOSER GEWORDEN WOZU BRAUCHEN WIR GOTT? ES GIBT ENGEL ES IST NICHT MEHR GENUG FÜR ALLE DA ICH BIN FETT UND DU BIST FETT WIR SIND SO SATT ALLES GEHT UNS ALLE AN LASST UNS UNSERE VERSCHIEDENARTIGKEIT AUSHALTEN LASST UNS UNSERE VERSCHIEDENARTIGKEIT AUSSCHÖPFEN GLEICHSEIN MACHT STUMPF WIESO KENNEN DIE MENSCHEN KEINE SCHAM UND KEINE REUE MEHR? NACH MIR DIE... DER ZUSTAND DES DEUTSCHEN WALDES IST ABHÄNGIG VON DER ZAHL DER ZUWANDERER BEDROHTE TIERE: ALLE AUTOFREIER SONNTAG TEMPOLIMIT FREIHEIT GRENZEN HAUTFARBE ICH STARRE SCHWARZE AUCH IMMER AN, JEDENFALLS WENN SIE SO RICHTIG SCHWARZ SIND STAMMESHÄUPTLING  BIENENKÖNIG GRETA 1,5 GRAD  SO EIN HERRLICHER SOMMER DÜRRE HUNGER KRIEG OUTSOURCEN MEERBLICK ES FÄHRT EIN BOOT NACH NIRGENDWO FLÜCHTLINGSKRIMI FLÜCHTLINGSTOURISMUS SOZIALES PLASTIK UNSOCIAL MEDIA AKTION GEGEN DEN HUNGER SIE KÖNNEN DEN AMAZONAS RETTEN! AMAZON RETTEN NÄCHSTER HALT: WUPPERTAL, UROLOGISCHER GARTEN EINDEUTLICH MISSTRAURIG WENN DER NEGER VOR DER TÜR STEHT, KRIEGT DER DEUTSCHE ANGST UND WENN ER KOMMT, DANN LAUFEN WIR UND WENN ER KOMMT, DANN SCHIEßEN WIR UNSICHER IST UNSICHER ICH BIN KEIN NEGER ICH BIN KEIN FLÜCHTLING WENIGSTENS BIN ICH EINE FRAU SCHMINKTUTORIAL WEG FROM NATURE GANZKÖRPERRASUR FOTO AUTOMATISCH AUFNEHMEN, WENN LÄCHELN ERKANNT WIRD DER MENSCH IST DAS ZIEL GRENZÜBERSCHREIUNG MENSCH ESSEN ERDE AUF ICH WOLLTE NICHT, DOCH ICH KONNTE

'Neger 'sagt man nicht! Und wenn er kommt, der schwarze Mann?  Dann laufen wir. Oder wir lassen ihn einfach nicht herein. Denn der schwarze Mann ist eine Gefahr. 15000 Flüchtlingskinder in griechischen Lagern anscheinend auch. Na gut, dann nehmen wir mal 50 auf. Die sind ja auch nicht ganz schwarz.

'Angst essen Seele auf' (so nannte Rainer Werner Fassbinder im Jahre 1974 sein filmisches Melodram). Angst ist unser stärkster Motor und verhindert so viel. Wenn unsere kontruktive Energie nur halb so ausdauernd und gewaltig wirkte wie unsere Angst ... nur so eine Idee...  vielleicht sollten wir endlich lernen, weniger davon zu haben – von der Angst.

Die Werkreihe 'man kann sie melken, bis sie platzen', etwa 15 Arbeiten umfassend, entstand 1997. Das ist  lange her und doch sind die Themen, die ich seinerzeit in Bilder übersetzt habe, nicht weit entfernt von denen, die mich heute umtreiben. Es ist alles nur etwas schlimmer geworden. In pandemischen Zeiten kann man da schonmal etwas unruhig werden … sollte man sogar unbedingt.

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 Birgit Pardun war mit einer Werkreihe in der Kunstausstellung Wuppertal 2019 vertreten. Seit 2018 ist sie nach mehr als 25 Jahren wieder malend aktiv. Seit März 2019 ist sie Mitglied der BKG (Bergischen Kunstgenossenschaft e.V.). Ab Mitte/Ende Mai 2020 ist sie mit 2 Arbeiten im Zentrum für Verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen in der Ausstellung 'Aus der Isolation' zu sehen. Zudem ist sie mit der Arbeit Schwarmblödheit vertreten bei 2 Gruppenausstellungen im Rahmen von 'OOOH' (Stiftung IJsberg Damme (7. Juli – 20. September 2020) und NNNetwerk Aalst (3. Oktober – 6. Dezember 2020) in Belgien.

„Zur Natur der Malerei von Birgit Pardun gehört unbedingt der schnelle Gestus, mit dem ihre Bilder auf der Leinwand entstehen. Manchmal malt die Künstlerin, obwohl Rechtshänderin, sogar mit der linken Hand, weil sie sagt ,Ich will nicht denken’. Was dabei herauskommt ist sehr oft von einem wunderbar schrägen Humor, wobei sich der ganze Witz oft erst im Zusammenspiel mit den Bildtiteln entzündet, die voller Anspielungen und Wortspiele sind. Selten aber sind ihre Bilder einfach nur heiter-lustig, und trotz ihrer vermeintlichen Einfachheit, die an unbefangene kindliche Malereien erinnert, sind sie nie süßlich, und sie sind nie eindeutig. Oft haben sie auf den zweiten Blick sogar etwas Verstörendes, und der Humor ist ein ziemlich schwarzer. Es ist die Art von Witz, der uns das Unbehagen daran, dass diese Welt ziemlich verdreht ist, nicht nehmen kann und will (und eher noch darauf aufmerksam macht) – der aber zugleich zeigt, dass der Humor eine ziemlich gute Waffe ist, dem zu begegnen.“ (Dr. Anne-Kathrin Reif)